Intern. Hyperthermie-Zentrum
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26384 Wilhelmshaven
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Systemische Krebs-Mehrschritt-Therapie – Synergismennutzung von u. a. Überzuckerung, Hyperthermie und Sauerstoffanreicherung.

 

Grundlagen der sKMT

Die systemische Krebs-Mehrschritt-Therapie wird in Deutschland gegenwärtig vorzugsweise als eine die Standardtherapien ergänzende Behandlungsweise von Krebspatienten, die sich im Stadium konventionell unkontrollierbarer Progression (sogenanntes "Austherapiertsein") befinden, eingesetzt. Grundlage ihres 1965 von dem Dresdner Wissenschaftler Professor Manfred von Ardenne (1907 – 1997) angegebenen Konzeptes ist die gleichzeitige Anwendung der synergistisch wirkenden Schritte

 

extreme Ganzkörperhyperthermie (Überwärmung > 42°C Körperkerntemperatur)
+ induzierte Hyperglykämie (Künstliche zeitweise Überzuckerung zur Erlangung kurzfristiger Übersäuerung, da dann Tumorzellen und Gewebe hitzeempfindlicher sind)
+ relative Hyperoxämie (Sauerstoffanreicherung),


die ggf. durch chemo- und/oder strahlentherapeutische Schritte sowie weitere adjuvante Maßnahmen zur Steigerung der Therapieselektivität ergänzt werden. Da extreme Hyperthermie für eine systemische Krebstherapie zu wenig selektiv ist, werden die Krebszellen im Hyperglykämieschritt gegen Hyperthermie sensibilisiert. Dies geschieht durch Glukoseinfusion. Es kommt zur Stimulierung der Glykolyse der Tumorzellen und damit zu einer selektiven Übersäuerung der Krebsgewebe und Hemmung der Blutmikrozirkulation in diesen.

 

Hyperthermie und Hyperglykämie wirken dabei synergistisch und führen die angestrebte Labilisierung und Schädigung der Krebsgewebe im Organismus herbei. Zeitgleich wird durch den Hyperoxämieschritt eine Stabilisierung der gesunden Gewebe durch eine an die Belastung bei Extremhyperthermie angepasste Sauerstoffgabe in Verbindung mit dem hohen Angebot des Energieträgers Glukose gewährleistet. Somit entsteht die erforderliche Therapieselektivität und damit auch die entsprechende Toleranz des Organismus gegenüber der extremen Ganzkörperhyperthermie und eventuellen weiteren Therapieschritten (z. B. Chemo- und Strahlentherapie).

 

sKMT und Kombinationen in der Onkologie

Seit dem Start der klinischen Anwendung der sKMT Ende 1990 und der Kombination mit Chemotherapie 10/1991 in der von Ardenne Klinik Dresden wird die Therapie in zunehmendem Maße in Deutschland und weltweit eingesetzt. Eine Remissionsrate von sogar 75 % wurde an 112 Patienten nach sKMT-Vierfachbehandlung im frühen Krebsstadium beobachtet (Prof. Yokoyama, Tokio). Diese Thermochemotherapie zeigte bei operierten Nierenkrebspatienten (ohne Metastasen) bei 94 % der Betroffenen eine 5-Jahres-Überlebensrate, die  bei alleiniger Operation dagegen nur bei 27 % (Dr. Krasny, Minsk) lag. Diese Studien zeigen, dass ein Einsatz der sKMT besonders im frühen Krebsstadium sinnvoll ist. Die im Rahmen einer Phase-I-Studie in der von Ardenne Klinik gefundene Therapieverträglichkeit konnte vom Virchow-Klinikum Berlin im Ergebnis einer Phase I/II-Studie bei kolorektalen Karzinomen bestätigt werden.

 

Extreme Ganzkörperhyperthermie

Eine extreme (lt. Definition 41.5 bis 43,0°C) Ganzkörperhyperthermie wird in unserer Klinik mittels wassergefilterter Infrarot-A-Strahlung realisiert. Es gibt weitere Formen der Ganzkörperhyperthermie. Diese Technik jedoch, bietet das höchste Maß an Patientensicherheit (Gerät: IRATHERM 2000 von Ardenne, Deutschland).

 

  • Wassergefiltertes Infrarot A: Der Patient wird auf einem Netz, in einem Folienzelt liegend, mit wassergefilterter Infrarot-A-Strahlung erwärmt. Diese kurzwellige Wärmestrahlung (0,76 – 1,40 μm) kann tief in die Haut, bis in den Kapillarbereich eindringen und wird so vom Blut im gesamten Körper rasch verteilt. Der Kopf befindet sich außerhalb des Zeltes. Durch die Strahlersteuerung ist die Körpertemperatur gut führbar.

 

Wie wird die Therapie durchgeführt?

Die sKMT besteht aus der eigentlichen Haupt- und einer ergänzenden Rahmenbehandlung. Für die Behandlung wird ein stationärer Aufenthalt von mindestens 4, besser 5 Tagen erforderlich. Am Anreisetag erfolgt zunächst das Aufnahmegespräch mit unserem Chefarzt, Dr. Holger Wehner. 

Anschließend werden einige Untersuchungen durchgeführt, wie z.B. eine Blutgasanalyse, EKG und ein Lungenfunktrionstest. 

 

Die Hauptbehandlung auf der Anlage IRATHERM® 2000 dauert etwa fünf Stunden und erfolgt unter leichter Narkose (Neuroleptanalgesie). Begleitend dazu erhält der Patient Infusionen (Glukose, Elektrolyte, ggf. Zytostatika).

 

Während der Behandlung werden mithilfe von Sensoren die Körpertemperatur, Kreislaufparameter und die Sauerstoffsättigng überprüft und euf einem Monitor sichtbar gemacht und aufgezeichnet. Es wird eine Körperkerntemperatur von 41,5°C bis 42,5°C angestrebt und nach Möglichkeit 60 bis 90 Minuten lang gehalten. Danach wird der Energieeintrag zurückgenommen und die Abkühlphase beginnt. Im Anschlusss daran folgt eine 12 bis 24-stündige Intensivüberwachung. 

 

Zur Wirkung der sKMT

Von 12/1990 bis 12/1995 wurden in der von Ardenne Klinik Dresden insgesamt 679 sKMT, zu 82 % als Thermochemotherapie, an Patienten im Stadium konventionell unkontrollierbarer Tumorprogression durchgeführt. Von 490 nach UICC auswertbaren Einzeltherapien wurden 110 mal Tumorrückbildung (vollständig: CR, teilweise: PR bzw. geringfügig: MR) und 220 mal ein Stop der Progression (NC) beobachtet. In 160 Fällen konnte die Progression nicht aufgehalten werden. Die Grafik zeigt Ergebnisse bei Tumorentitäten mit n ≥ 15 Behandlungen.

systemische Krebs-Mehrschritt-Therapie nach von Ardenne

 

Erläuterung der Abkürzungen: PT = Prostata-Ca., OV = Ovarial-Ca., UP = unbekannter Primärtumor, CX = Cervix-Ca., MA = Mamma-Ca., NE = Nieren-Ca., RC = Rektum-/Kolon-Ca., MM = malignes Melanom, PA = Pankreas-Ca., SS = Sarkome außer Knochen- und Weichteilsarkomen, GA = Magen-Ca.

 

Unser Chefarzt durfte von 1997 bis 2000 die Von-Ardenne-Klinik in Dresden leiten und so das Verfahren vom Inaugurator erlernen und führt es seitdem in der gisunt-Klinik fort. Wir sind stolz darauf, dass unser Chefarzt den Know-how-transfer dieser Methode an drei Universitätskliniken realisieren durfte.

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