Intern. Hyperthermie-Zentrum
Mühlenweg 144
26384 Wilhelmshaven
Tel.: 04421-77414-0
Fax: 04421-77414-10
E-Mail: info@gisunt.de

 

Extreme Ganzkörperhyperthermie –

Heatheal© im Einsatz bei Asthma bronchiale

 

Erstveröffentlicht in: Die Naturheilkunde  – Lungen und Bronchialerkrankungen

Holger Wehner

 

Chronische Erkrankungen wie etwa Asthma bronchiale, Colitis ulcerosa oder Rheumatismus sind in der modernen Medizin gut behandelbar. Zumindest lassen sich die Symptome exzellent kupieren, und es gibt eine hohe Zufriedenheit über den therapeutischen „Erfolg“ bei den Ärzten. Dies jedoch ist sicherlich mehr die Sicht der Ärzte, während der Betroffene schnell die Begrenztheit der symptomatischen Einflussnahme erfasst. Zudem sind trotz aller pharmakologischen Erfolge die Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente nicht zu vernachlässigen.

 

Natürlich ist die Möglichkeit, im Falle von Atemnot und Entzündungsschmerz ein Glucocorticoid geben zu können, ein Segen. Aber es ist doch auf jeden Fall – insbesondere bei Langzeitbetrachtung – absolut nicht befriedigend, unausweichlich immer wieder darauf zurückgreifen zu müssen oder gar eine Dauertherapie, egal in welcher Applikationsform, damit durchzuführen. Auf die Betrachtung sekundärer Schäden wird hierbei ohnehin meist verzichtet, obwohl diese auch aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht zu vernachlässigen sind, gebären sie doch klar Folgekosten. Eine wesentlich schonendere, dabei nicht minder effektive Form der Behandlung von etwa Asthma bronchiale kann heutzutage durch Hyperthermie erreicht werden. Diese Jahrtausende alte Behandlungsform offenbart erst durch die technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts ihr volles therapeutisches Potenzial – auch im Einsatz bei Asthma bronchiale.

 

Es ist ein ärztliches Grundanliegen, in die Causa des Geschehens eingreifen zu wollen. Viele biologische und physiologische Zusammenhänge der Pathogenese und der therapeutischen Optionen sind heute schon bekannt, doch selbst der bescheidene Versuch der Einflussnahme unterbleibt leider häufig. Aber selbst wenn ein Behandlungsversuch scheitern würde, so hätte man mindestens durch Ehrgeiz eine Reduktion der immunsuppressiven Medikation, wenn auch nur temporär, unternommen. Die Naturheilkunde bietet dazu einige Optionen. Aber auch moderne, Dank High-End-Technologie möglich gewordene physikalische Behandlungsmethoden eröffnen völlig neue Denk- und Therapieansätze.

 

Die Wissenschaft der Überwärmung

Umfassende Betrachtungen zu Einflüssen durch Erwärmung bzw. Überwärmung des Körpers auf die zelluläre Ebene unseres Immunsystems erörterte K. L. SCHMIDT in seinen Arbeiten [1]. Die Effektivität der zunächst paradox erscheinenden Erwärmung des Organismus, um gegen Entzündungen vorzugehen, ist schon lange bekannt. Bereits alte Inkastämme nutzten diese Möglichkeit. So wurden unter anderem Leprakranke einer maximalen Hitze ausgesetzt. Im letzten Jahrhundert beschrieb LAMPERT [2] den Einsatz bei Infektionskrankheiten. Die jüngeren Arbeiten wie zum Beispiel SCHWAB [3] und NEUMANN [4], aber auch WELLER [5], SCHERF und MEFFERT [6] bearbeiten diese Thematik wissenschaftlich. Inzwischen erfolgt der fachliche Disput nicht mehr darüber, ob man Wärme einsetzt, sondern wie und welche Form der Möglichkeiten der Erwärmung genutzt werden können – und sollten.

 

Wissenschaftliche Abhandlungen gibt es reichlich, eine Studie zum Einfluss extremer Ganzkörperhyperthermie beim Asthma bronchiale jedoch nicht. SUVERNEV [7] war meines Wissens der erste, der den Einsatz wagte und regelmäßig die extreme Ganzkörperhyperthermie im Wasserbad (HEATHEAL© [7,11]) bei dieser Indikation anwandte. Die von ihm beschriebenen Effekte sind nachahmenswert.

 

Asthma bronchiale: Erkrankungsbild

Asthma ist eine chronische Erkrankung, die im deutschen Sprachraum bereits seit Jahrhunderten nachweisbar ist. Für unsere Betrachtungen erscheint es sinnvoll, auf die Formen des Leidens einzugehen. Sowohl beim allergischen (extrinsischen) als auch beim nicht-allergischen (intrinsischen) Asthma sind es Reize, die zur Krankheitsauslösung bzw. zu den Symptomen dieser Erkrankung führen. Bei der allergischen Form werden Immunglobuline (IgE) gebildet, die in Wechselwirkung mit den Allergenen bewirken, dass Botenstoffe (Histamin, Leukotriene, Bradykinine) aus Mastzellen freigesetzt werden, die dann die Atemwegsverengung auslösen. Für spätere Reaktionen auf ein Allergen wird das Immunglobulin IgG verantwortlich gemacht.

An dieser Stelle der Betrachtung wird die Wertigkeit der Thematik deutlich. Wenn sich die Arbeiten von SUVERNEV [7] bestätigen lassen, würde die Option der Erwärmung auch für die Heuschnupfen- Patienten ein therapeutisches Fenster ergeben. Das ist besonders bedeutsam, weil bekannt ist, dass die Patienten mit der Zeit der Erkrankung und der leider nicht kausalen, sondern symptomatischen Therapie eher eine schleichende Verschlechterung erfahren. Mit der Hyperthermie besteht somit neben der Chance der Leidensminimierung auch die Möglichkeit, geringer, seltener oder erst später im Krankheitsverlauf mit den Nebenwirkungen der symptomatischen pharmakologischen Therapie konfrontiert und belastet zu werden.

 

Die Reize zur Auslösung des nicht-allergischen, endogenen, eben intrinsischen Asthmas können in Infektionen (und deren Folgen) oder in Medikamentenunverträglichkeiten bei Komorbiditäten begründet liegen. Das macht wiederum deutlich, warum häufig keine ganz scharfe Trennung der beiden Formen möglich ist und im Verlauf der Erkrankung eher kombinierte Reize zur Auslösung führen. Für unsere Betrachtung einer möglichen – vielleicht sogar kausalen – Therapieoption ist es sinnvoll, sich noch einmal die Pathogenese zu vergegenwärtigen. Die Entzündung steht dabei an erster Stelle. So spielen die T-Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten neben den bereits benannten Mastzellen und deren Entzündungsmediatoren vordergründig eine Rolle. Dies gilt es bei den Betrachtungen zur Therapiedurchführung im Blick zu behalten.

 

Therapie der Überwärmung bei Asthma bronchiale

Geht man von den Berichten von SUVERNEV [7] und den Untersuchungen von SCHMIDT [1] aus, dürfte die Hyperthermie eine theoretische Option in der Methodenfreiheit sein, die zur Leidenslinderung, günstigstenfalls zur Heilung auch eines Asthma bronchiale beitragen könnte. Aspekte der Einflussnahme auf proinflammatorische Zytokine und auf Mechanismen, die zu Spasmen und Endothelschwellung führen, ließen zunächst aus den vorhandenen Publikationen neben der Wärme selbst, Effekte der radiativen Erwärmung mit Infrarot-A-Strahlung favorisieren. Beim Auseinandersetzen mit der Literatur (LAMPERT [2], HECKEL [8]) wird jedoch deutlich, dass die Wärme selbst die vordergründige Rolle zu spielen scheint.

 

In zukünftigen Fachdiskussionen sollte auch noch das Zeitfenster bis zum Erreichen der Zieltemperatur und die maximale Temperaturhöhe Berücksichtigung finden. Wenn man von den Arbeiten von SUVERNEV [7] einmal absieht, wurden in der Fachdiskussion vordergründig milde und moderate Ganzkörperhyperthermien, das heißt Temperaturen bis 40,5 °C, untersucht. Bereits die Arbeiten von SCHMIDT [1] legen aber die von ihm selbst so bezeichnete Janusköpfigkeit der Hyperthermie nahe. Er beschreibt damit die beobachteten immunstimulierenden und -supprimierenden Effekte. Letztere wiederrum werden in hohen Temperaturen beobachtet, sodass die Anwendung der extremen Ganzkörperhyperthermie für Erkrankungen mit allergischem Hintergrund zu favorisieren wäre, was die Überlegungen von SUVERNEV [7] stützt.

 

Versucht man die vorhandenen Daten zu verinnerlichen, liegt es auch nahe, die kaltwassergefilterte Infrarot-A-Strahlung (WIRA) zu nutzen. Kombiniert man nun die Idee der WIR-A mit dem theoretischen Einsatz der extremen Ganzkörperhyperthermie, könnte man auf das System IRATHERM-2000 (VON ARDENNE [9], WEHNER [12]) zurückgreifen. Da SUVERNEV für seine Behandlungen die Prozedur HEATHEAL© nutzte, liegen nun theoretische Überlegungen und praktische Erfahrungen für zwei prinzipielle Systeme vor. Sollte man sich jetzt für ein System entscheiden müssen, wäre es eine Überlegung, die deutlich kürzere Anästhesiezeit bei der HEATHEAL© theoretisch in den Vordergrund zu stellen. In einer Pilotphase der Einführung der Methode in Europa war die gisunt® Klinik für integrative Medizin [10] mit ihren umfassenden Erfahrungen mit der extremen Ganzkörperhyperthermie die erste Einrichtung, die HEATHEAL© in der klinischen Routine etablierte. Es erfolgten bereits zwei Behandlungen mit dieser Prozedur bei einer Patientin mit Asthma bronchiale, bei der sich die guten Erfahrungen von SUVERNEV [7] reproduzieren ließen.

 

Fallbeispiel Asthma bronchiale

Die 31-jährige Patientin wurde innerhalb von 3 Tagen zweimal behandelt. Die Temperatur lag bei der ersten Behandlung bei 42,5 °C und wurde nach 18 Minuten erreicht. Bei der zweiten Prozedur erreichten wir 43,1 °C nach 17 Minuten. Beim ersten Mal konnten wir die Patientin nach 30 Minuten auf die Normalstation übernehmen und beim zweiten Mal nach 73 Minuten. Nach beiden Prozeduren erholte sich die Patientin rasch und war nach 2 Stunden komplett rekompensiert. Überlegungen, diese Option auch zukünftig in ausgewählten Fällen im individuellen Therapieversuch durchzuführen, stützen sich auf die hohe und schnell erreichbare Oberflächentemperatur (durchschnittlich in 25 Minuten), die bei diesem Einsatz die Zielgebiete beinhaltet. Hier können tatsächlich Temperaturen von 43 bis 44 °C erreicht werden [11, 7]. Die rasche Regenerierung der Patienten trotz dieser Temperaturhöhe legt die therapeutische Machbarkeit ebenso nahe, wie die Sicherheit der Therapie, die SUVERNEV [7] in über 3.000 Prozeduren belegen konnte. Die durchschnittliche Zeit vom Ende der Therapie bis zur Übernahme der Patienten auf die Normalstation beträgt 30 Minuten und nach wenigen Stunden (durchschnittlich drei) können die Patienten wieder am Stationsalltag teilnehmen, essen und trinken und sich dabei wohlfühlen (WEHNER [12,13]).

 

Tab. 1: Material und Methode des Hyperthermiekonzeptes HEATHEAL©

 

Resümee

Da sich der Einsatz der extremen Ganzkörperhyperthermie in der täglichen Routine des Klinikbetriebs bereits bei verschiedenen chronischen Krankheitsbildern – so auch bei Asthma bronchiale – hat bewähren können, sollten nun unbedingt noch weitere Untersuchungen folgen. Mit dem Terminus „extreme Ganzkörperhyperthermie“ sind an dieser Stelle aber ausdrücklich nicht die Temperaturen gemeint, wie sie in der allgemeinen Einteilung (VON ARDENNE, HECKEL-REUSSER [14]) aufgeführt werden, sondern eben jene, die in den Zentren von MEYER [16] und WEHNER [10] im klinischen Alltag regelmäßig durchgeführt werden: Temperaturen oberhalb von 42 °C.

 

Dies wird auch bei anderen autoimmunologisch geprägten Erkrankungen wie Colitis ulcerosa eingesetzt. An dieser Stelle sei es erlaubt, darauf hinzuweisen, dass SUVERNEV [7, 11] auch die CD4+-Zellen stimulieren und die Viruslast bei HIV- und Hepatitis-C-Infektionen anhaltend senken konnte. In diesem Bereich ergibt sich zwingend wissenschaftlicher Bedarf im Patienteninteresse, diese Daten durch weitere Untersuchungen und Studien zu erhärten.

 

Autor:

Holger Wehner, Chefarzt der gisunt® Klinik

gisunt® Klinik mit internationalem Hyperthermiezentrum

Mühlenweg 144

26384 Wilhelmshaven

Tel.: 04421-77414-0

E-Mail: sekretariat@gisunt.de

www.gisunt-klinik.de

 

Literatur bei der Wissenschaftsredaktion des Forum-Medizin Verlags:

medwiss@forum-medizin.de

zurück